Videotherapie – mache ich, aber vielleicht geht’s noch besser?

Videotherapie – mache ich, aber vielleicht geht’s noch besser?

Als sei es das »Normalste« der Welt, schalten sich seit nun mehr seit fast zwei Jahren Patienten und Patientinnen aus ihren eigenen vier Wänden, von Sofa, Sessel oder Küchentisch aus, mittels Videokonferenz ein, um an ihrer psychotherapeutischen Sitzung teilzunehmen. Die Covid-19-Pandemie hat Spuren hinterlassen in der Art und Weise, wie wir in der Psychotherapie miteinander kommunizieren und wie wir dem Bedürfnis nach menschlicher Nähe auch über die soziale Distanz hinweg gerecht werden. 

Egal ob Quarantäne, eine Infektion mit dem Coronavirus, eine nötige Kleinkindbetreuung zuhause oder die »einfache« Erkältung mit Husten und Schnupfen, die es uns nicht ermöglicht, all unsere Patient:innen in der Praxis zu empfangen: Dank der heutigen Technologie können wir selbst unter so außergewöhnlichen Bedingungen helfen und die Möglichkeit wurde rasant angenommen:  Einer Umfrage der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung von 2020 zufolge nutzten 77 % der befragten Psychotherapeut:innen die Möglichkeiten der Videobehandlung – und 95 % davon erst seit Beginn der Coronapandemie, d.h., sie hatten sich gerade erst auf das neue Setting eingestellt. Christiane Eichenberg (2021) wies zudem nach, dass die im Lockdown gewonnenen Erfahrungen eine Einstellungsänderung gegenüber der Onlinetherapie herbeigeführt hatten: Vorher standen ihr ein Drittel der Psychotherapeut:innen positiv gegenüber, nachher sogar zwei Drittel!

Nicht nur während der Corona-Pandemie: Vorteile von Videotherapien

Die Online- oder Videotherapie wird daher hoffentlich ein wichtiger Bestandteil des psychotherapeutischen Angebots bleiben. Viele Vorteile liegen auf der Hand: Oftmals finden sich Patient:innen in unserer Praxis, die aufgrund von Mobilitätsproblemen nicht in der Lage sind, uns wöchentlich persönlich aufzusuchen. Gerade bei geriatrischen Patient:innen, langen Anfahrtswegen oder in Krisengebieten oder -situationen können telemedizinische Leistungen Barrieren überwinden und eine besonders stützende Säule bei der Behandlung sein. Videotherapie-Systeme sind schnell eingerichtet und bedürfen keines großen Technikwissens, die Bedienung ist unkompliziert und der Einsatz ist jederzeit möglich (z.B. auch in Krisensituationen). Die Videosprechstunde ist an jedem Ort der Welt einsetzbar, an dem eine Internetverbindung besteht. Die Kosten werden von den Kassenärztlichen Vereinigungen übernommen. Rückfallprophylaxestunden können leichter von Zuhause durchgeführt werden. Und nicht zu vergessen: Notfälle! Natürlich können Sie in Notfällen mit Bild und Ton eine echte Hilfe und Unterstützung sein. 

Gerade mit Kindern und Jugendlichen kann es auch Spaß machen, dieses Medium zu nutzen. Der Kontakt zu Bezugspersonen gestaltet sich leichter und unkomplizierter, ggf. kann so auch ein möglicherweise aufwendiger und umständlicher Besuch (etwa in Kindergarten oder Schule) per Video möglich sein. Bei getrennt lebenden Eltern ist ein leichterer Einbezug beider Elternteile möglich, was insbesondere dann ein entscheidender Vorteil sein kann, wenn ein Elternteil weiter weg wohnt. So lassen sich unnötige Reisekosten einsparen sowie Zeit und Energie von Therapeut:innen und Patient:innen. 

Videotherapie: Was müssen Psychotherapeut:innen wissen?

Videotherapie – das ist nicht schwer, allerdings gibt es Einiges zu beachten. Seien es die technischen Anforderungen oder die verschiedenen Software-Anbieter, die ideale Einrichtung Ihres Video-Arbeitsplatzes, die Anmeldung bei Ihrer kassenärztlichen Vereinigung, die Abrechnung oder mögliche technische Fehlerquellen. Einen systematischen Einstieg bietet die »Videosprechstunde« von Melanie Gräßer und Eike Hovermann jun. Hier wird auch der Ablauf der Videosprechstunde in acht Schritten beschrieben, vom Vereinbaren des Termins bis zur Verabschiedung. 

Hilfreich sind dabei auch die Mustervorlagen für Ihre Patient:innen, z.B. eine E-Mail-Vorlage zur Vorstellung der neuen Videosprechstunde und Übersendung des Videosprechstundenformulars oder eine Vorlage für die Einwilligung des Patienten zur Videosprechstunde.

Literatur: Eichenberg, C. (2021). Onlinepsychotherapie in Zeiten der Coronapandemie. Psychotherapeut, 66,195–202.

 

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