Video: Suizidalität: Disputation der Annahme, eine Last für andere zu sein

In Einzelfällen kann es bereits im Rahmen der Krisenintervention hilfreich und notwendig sein, Suizidmotive zu disputieren. Es ist aber zu bedenken, dass es im Rahmen der Krisensituation in der Regel keine Aufnahmekapazität für ausführlichere Disputationen gibt. Vielmehr sollte sich die Infragestellung darauf beschränken mit einzelnen, gezielten Fragen Zweifel an der Stichhaltigkeit belastender Vorstellungen anzubringen. Der Gesprächsausschnitt knüpft an den Krisenkontakt im Video »Zugang zu letalen Suizidmitteln begrenzen« an. Tobias Teismann demonstriert eine kurze Disputation der Annahme, eine Last für andere zu sein, bei einem 42-jährigen Patienten, der nach dem plötzlichen Unfalltod seiner Partnerin in eine suizidale Krise geraten ist. Dem Eindruck, eine Last zu sein (perceived burdensomeness), wird insbesondere in der interpersonalen Theorie suizidalen Verhaltens von Joiner (2005) zentrale Bedeutung für die Entstehung von Suizidgedanken beigemessen. Entsprechende Wahrnehmungen stellen daher einen wichtigen therapeutischen Fokus dar.


Literatur:
Joiner, T.E. (2005). Why people die by suicide. Cambridge: Harvard University Press.