Video: Psychotherapie der PTBS: Umgang mit der Gefahr von Reviktimisierung (»20 red flags«)

Patientinnen mit sexuellen und körperlichen Gewalterfahrungen in der Kindheit haben ein ungefähr doppelt so hohes Risiko später im Leben Opfer von Gewalt zu werden als Personen ohne Gewalterfahrungen in der Vorgeschichte. Solche Patientinnen erleben häufig weitere Vergewaltigungen durch andere Täter, begeben sich in Beziehungen mit gewalttätigen Partnern oder sind in körperliche Auseinandersetzungen verwickelt. Wichtig ist es, das erhöhte Risiko in der Therapie zu thematisieren und gleichzeitig verständlich zu machen, dass die Patientinnen nicht »schuld« an der Reviktimisierung sind. In der Therapie ist es wichtig, dass die Patientinnen lernen zu erkennen, ob ein potenzieller Partner ein erhöhtes Gewaltpotenzial aufweist. Hier helfen die »20 red flags« (Kubany & Raltston, 2008): 20 Merkmale und Verhaltensweisen von potenziell schädlichen Partnern, z.B. er lügt häufig und beleidigt andere schnell. Ergänzend ist es in der Therapie wichtig, bei potenziell risikoreichen Situationen, z.B. Treffen mit Internetbekanntschaften, entsprechende Vorsichtmaßnahmen zu besprechen, wie z.B. sich an einem belebten Ort treffen und eine Freundin über das Treffen informieren. „Fallbeispiel:“ Die Patientin wurde von ihrem Stiefvater in der Kindheit sexuell missbraucht. Später wurde sie erneut durch ihren Ex-Partner verprügelt und sozial isoliert. Seit der Trennung vor einem Jahr ist sie Single und hat sich vor kurzem bei einer Online-Dating-Plattform angemeldet. Die Therapeutin Clara Dittmann bespricht mit ihr das erste Treffen mit einem Mann, den sie dort kennen gelernt hat, vor. Sie nutzt die »20 red flags«, um sie für Eigenschaften und Verhaltensweisen potenziell schädlicher Partner zu sensibilisieren.


Literatur:
Kubany, E. S. & Ralston, T. C. (2008). Treating PTSD in battered women: A step-by-step manual for therapists and counselors. Oakland, CA: New Harbinger.