F5 Essstörung
Video: Essstörungen (Familiengespräch) in der Systemischen Therapie
Video
27 Minuten
Video-Zugang nötig
Beschreibung
Dagmar Pauli demonstriert ein exemplarisches Erstgespräch mit einer Familie, deren 16-jährige Tochter unter einer gerade beginnenden Anorexia nervosa leidet. Die Problematik zeigt sich in den komplett divergierenden Anliegen der Familienmitglieder. Während die Tochter noch kaum Einsicht in die Gefahren ihrer Essstörung hat, sind die Eltern sehr besorgt. Sie verfolgen unterschiedliche und zum Teil dysfunktionale Strategien, um die Tochter wieder zum Essen zu bringen. In einer ersten nicht im Video enthaltenen Sequenz wird in der Phase des Joinings über andere Themen als die Essstörung gesprochen. Die Familienmitglieder erhalten die Gelegenheit, sich vorzustellen. Dies erleichtert der Tochter, die fremd motiviert zu dem Gespräch erscheint, die Beziehungsaufnahme zur Therapeutin. (1) Exploration der störungsspezifischen Symptomatik In der ersten Sequenz des Videos (nach dem Joining) wird die störungsspezifische Symptomatik exploriert. Es ist wichtig, dass die Therapeutin sich ein Bild von der klinischen Situation macht und nicht zu rasch auf die Beziehungsebene wechselt, damit eine allfällige Einweisung oder die Notwendigkeit einer somatischen Abklärung eingeschätzt werden können. (2) Erkundung der Sichtweisen und Anliegen der Patientin und ihrer Eltern: Anschließend ist es wichtig, dass die Therapeutin so weit wie möglich allparteilich agiert; sie exploriert in empathischer Weise die Wahrnehmung und die Anliegen der Patienten, aber auch die Sorge der Eltern. Es wird das daraus entstehende Dilemma aufgezeigt und externalisiert, d.h. der Eigendynamik der Essstörung zugeschrieben. (3) Positive Umdeutung und Entlastung von Schuldgefühlen: Dysfunktionale Strategien der Eltern werden mithilfe von Reframing als Ausdruck ihrer Sorge interpretiert. Schuldgefühle der Eltern werden thematisiert und es wird so weit wie möglich entlastet. In der Haltung der Therapeutin wird klar, dass die Eltern nicht als verantwortlich für die Essstörung, sondern als Ressource für die Behandlung gesehen werden. (4) Psychoedukation: In psychoedukativen Sequenzen werden die Merkmale der Essstörung erläutert. (5) Exploration der familiären Beziehungen und möglicher funktionaler Aspekte der Symptomatik im Familiengefüge: Im Verlauf wird auf die Beziehungsebene gewechselt und funktionale Aspekte der Symptomatik im Familiengefüge gemeinsam erarbeitet. Hieraus ergeben sich für spätere Gespräche Möglichkeiten, an den familiären Beziehungen zu arbeiten.