Video: Schwierige Therapieverläufe – Kein therapeutisches Angebot bei malignem Narzissmus
Fehlende Indikation von Psychotherapie: Herr Möller wurde gekündigt, weil er gegenüber einem Kollegen handgreiflich wurde. Von der Therapie erwartet er, dies aufzuarbeiten, dabei ist er offensichtlich aggressiv-narzisstisch in der Interaktion, ohne jede Bereitschaft, das Problem bei sich zu sehen. Gleichzeitig steckt er in einer prekären Lage (keine Kontakte, Schulden, arbeitslos) – allerdings ist nicht erkennbar, wie das mit ihm psychotherapeutisch bearbeitet werden könnte, da er nur andere verantwortlich macht. Die Therapeutin Ruth Kohlhas erklärt ihm nach Erfassen dieser Situation, dass sie ihm kein geeignetes Angebot machen könne, was den Patienten empört. Um einen einigermaßen friedlichen Ausweg zu finden, macht die Therapeutin das psychotherapeutische Angebot so uninteressant, wie es für diesen Patienten auch real wäre. Er reagiert aggressiv und mit suizidalen Andeutungen. Daraufhin erfolgt eine kurze Abklärung der Suizidalität und Abschluss des Termins.
Zentrale Lernziele: (a) Erkennen von malignem Narzissmus als »red flag« für Psychotherapie, (b) gar kein Therapieangebot zu machen, wenn die Prognose ungünstig und es für die Therapeutin selbst womöglich gefährlich ist, (c) Verzicht auf den Impuls, einen narzisstischen Patienten unreflektiert »narzisstisch zu füttern«, wenn das keine Aussicht auf Besserung erwarten lässt, (d) Verzicht auf den Impuls, einen Patienten, dem niemand wird helfen können, »wegzuloben«, etwa in eine Psychoanalyse, (e) zu akzeptieren, dass es für einen Patienten im medizinischen System vermutlich gar kein angemessenes Angebot gibt.