»Wir machen, wovon wir überzeugt sind« – Interview mit Marianne Rübelmann und Dr. Svenja Wahl zur Entwicklung von psychotherapie.tools

Bereits 10.000 Materialien stehen auf psychotherapie.tools zu Verfügung. Das 2020 gestartete Online-Angebot wächst stetig – und geht mit den Herausforderungen der Zeit der Digitalisierung. Wie das konkret aussieht und weshalb Video-Content die nächste Evolutionsstufe für das ganzheitliche Fortbildungsangebot ist, erklären Marianne Rübelmann, Geschäftsführerin der Verlagsgruppe Beltz und Dr. Svenja Wahl, Verlagsleiterin Psychologie, im Interview.

Seit über drei Jahren gibt es nun psychotherapie.tools. Was hat sich seit Start getan?

Marianne Rübelmann: »Wir sind erfolgreich, wir haben viel gelernt und die Berufsgruppe und Autor:innen schenken uns Beachtung dafür. Selbstverständlich haben wir Lehrgeld bezahlt, das sich im Nachhinein gelohnt hat. Vom daraus Gelernten profitieren wir heute.«

Svenja Wahl: »Inzwischen haben wir unsere Therapiematerialien nahezu komplett auf psychotherapie.tools integriert und bieten über 11.000 Materialien an. Die komplette Backlist ist enthalten und die Materialien aller Novitäten sind zeitgleich mit dem Printbuch auf der Plattform verfügbar. Seit Juli dieses Jahres bieten wir nun unsere psychotherapeutischen Lehrvideos zum Streaming an – das sind über 400 Einzelvideos, die therapeutische Techniken anhand von Beispielfällen demonstrieren. Darüber hinaus haben wir im letzten Jahr auch ein Webinar-Angebot aufgebaut: Psychotherapeut:innen können kontinuierlich ihre Fortbildungspunkte durch unsere Workshops und Vorträge erwerben. Und schließlich rundet unser wöchentlich erscheinender Blog zu aktuellen Themen rund um die Psychotherapie das Angebot ab – mit all dem, was wir in den letzten Jahren aufgebaut haben, sind wir also mehr als zufrieden.«

Wie entsteht eine solche Innovation bei Beltz?

Marianne Rübelmann: »Wir beschäftigen uns intensiv mit unseren Zielgruppen und deren Bedürfnissen. Dann stecken wir die Köpfe zusammen und überlegen, wie man das umsetzen könnte und machen das, wovon wir überzeugt sind. Das setzt natürlich ein großes Maß an Vertrauen in uns voraus. Dieses Vertrauen hat sich bislang immer ausgezahlt.«

Svenja Wahl: »Wir gehen bei der Entwicklung neuer Produkte zielgruppenorientiert vor und arbeiten dabei mit dem Ansatz der Buyer Personas. Am Anfang steht daher immer die Herausarbeitung der professionellen Bedürfnisse der Zielgruppe und darauf aufbauend die Überlegungen, wie wir diese als Verlag erfüllen können und welche Angebote und Dienstleistungen konkrete Probleme lösen. In bereichsübergreifenden Teams entsteht so ein erstes Produkt, dass es im Folgenden weiter zu verfeinern und immer auf die Zielgruppenbedürfnisse auszurichten gilt.«

Das Schlagwort „Digitalisierung“ ist allgegenwärtig. Wie geht Beltz mit den Herausforderungen um?

Marianne Rübelmann: »Unser Verlag ist großartig heterogen aufgestellt, wir bedienen sehr unterschiedliche Menschen, deshalb braucht es natürlich Schwerpunkte. Diese Schwerpunkte setzen wir entlang einer längerfristigen Strategie, die Ziele in mehreren Stufen über mehrere Jahre hinweg festlegt. Gerade bei Fragen der Digitalisierung müssen wir genau abwägen, welche operativen Maßnahmen auf welches strategische Ziel einzahlen, weil man sich hier leicht verzetteln kann. Letzteres haben wir bislang zum Glück vermieden.«

Svenja Wahl: »Von der Video- und Onlinesprechstunde bis zur Nutzung von Apps im therapeutischen Prozess ist die Digitalisierung natürlich auch in der Psychotherapie angekommen. Im Programmbereich Psychotherapie haben wir mit psychotherapie.tools einen großen Schritt in diese Richtung unternommen. Die Verfügbarkeit unserer Materialien auf verschiedenen Geräten, die schnelle Auffindbarkeit und flexible Nutzung, digital stattfindende Fortbildungen im Video- und Webinarformat – die Vorzüge digitaler Angebote liegen auf der Hand. Für uns heißt das, dass wir immer stärker versuchen, die digitale Ausgestaltung von Inhalten von Beginn der Produktentwicklung an mitzudenken und das Angebot auf psychotherapie.tools kontinuierlich auszubauen.«

Auf welche drängenden Alltagsfragen von Psychotherapeut:innen ist psychotherapie.tools die Antwort?

Svenja Wahl: »psychotherapie.tools setzt bei den konkreten Bedürfnissen und inhaltlichen Fragen im psychotherapeutischen Alltag der Fachleute an, etwa: Wie gehe ich bei einem bestimmten Störungsbild am besten vor? Welche Techniken eignen sich zum Einstieg? Was muss ich bei der Durchführung einer Übung beachten, gibt es Kontraindikationen? Aber die Plattform hilft auch dabei, auf neue Ideen zu kommen und das therapeutische Repertoire zu erweitern, sei es durch Informationsblätter für mich selbst als Psychotherapeut:in oder zur Psychoedukation der Patient:innen oder die zahlreichen Arbeitsblätter und Übungen. Videos zeigen mir beispielsweise, wie vier verschiedene Therapieverfahren mit einem wütend hereinstürmenden Patienten umgehen. Oder ich schaue mir an, was bei einer Exposition bei Fahrstuhlangst zu beachten ist. Alle Materialien wurden von Expert:innen für die jeweiligen Störungen zusammengestellt und ich kann mich darauf verlassen, dass ich mit diesen Impulsen und Materialien hochwertige und fundierte Psychotherapie durchführe.«

In der Unterhaltungsindustrie dominieren mittlerweile audiovisuelle Inhalte den gesamten Markt. Warum sind Video- und Webinarangebote aus Ihrer Sicht auch in Fachkreisen jetzt gefragt?

Svenja Wahl: »Wir veröffentlichen schon seit 2013 Lehrvideos zu psychotherapeutischen Methoden und Settings – bislang noch als klassische DVD. Bei der Nachfrage nach modernen Lehrvideos ist es der logische nächste Schritt, dass wir unsere Videos nun auch zum Streaming anbieten. Wer sich mit der Psychotherapieausbildung beschäftigt, weiß, dass es nicht reicht, etwas über die Vorgehensweisen zu lesen und diese rational nachzuvollziehen. Man muss es erleben und sehen, wie Techniken von erfahrenen Psychotherapeut:innen durchgeführt werden. Daher zeigen wir in unseren Lehrvideos immer verschiedene Therapeut:innenmodelle, wir demonstrieren wie Fallstricke umgangen werden und wie man Schwierigkeiten meistert. Das bietet viel Orientierung und erleichtert das Erlernen einer Technik enorm.«

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