Mia für PiA: Das Ziel in Sicht – Rückblick auf einen langen Weg

Die letzte Etappe meiner Therapieausbildung hat begonnen, ich bin sozusagen im Endspurt. Hinter mir liegt so vieles, ich habe schon so vieles geschafft. Manchmal muss ich mich sehr bewusst daran erinnern, denn es gibt weiterhin noch so viel zu tun, dass ich manchmal glatt vergesse: Der nächste Stopp ist schon meine Approbationsprüfung. Jetzt heißt es: am Ball bleiben!

Die letzten Therapiestunden für die praktische Ausbildung sammeln sich allmählich, gleichzeitig muss ich mich langsam mit viel Organisatorischem vertraut machen: Fallberichte schreiben, Unterschriften sammeln, die Prüfung anmelden. Da steckt super viel Bürokratie drin und es kostet mich sehr viel Durchhaltevermögen. Gleichzeitig geht auch langsam das Lernen los und obwohl mir klar ist, dass ich in all den Seminaren und der Therapievorbereitung wirklich viel Wissen gesammelt habe, lässt der Gedanke, dieses Wissen noch einmal unter Beweis stellen zu müssen, mich ganz schön ins Schwitzen kommen. Ich habe also ganz schön viel zu tun, und werde mich deshalb an dieser Stelle von euch verabschieden, um mich voll und ganz auf mein Ausbildungsende konzentrieren zu können! Zum Abschluss nehme ich euch mit auf einen kleinen Rückblick zu den für mich bisher wichtigsten Lektionen aus der Therapieausbildung.

Den Blick nach vorn gerichtet…aber nicht zu weit

Die Therapieausbildung ist nicht mal eben nebenbei geschafft. Gerade wenn man, wie ich, nebenher arbeiten muss, um sie zu finanzieren, kann sie sich schonmal ganz schön in die Länge ziehen. Es gibt einfach sehr viele Bausteine, die absolviert werden müssen und sehr viele Herausforderungen, die sich dadurch ergeben: Das erste Mal eine freiberufliche Steuererklärung machen oder Verhandlungen über Arbeitszeiten, die das Absolvieren der Therapiestunden ermöglichen; trotz wenig Zeit und Geld mit Freund:innen in Kontakt bleiben. Und das für mich schwierigste: unter all diesem Druck geduldig bleiben, mit sich selbst, aber auch mit den Patient:innen. Für mich haben diese Belastungen regelmäßig dazu geführt, dass ich manchmal alles in Frage gestellt habe. Ist das alles machbar? Wie soll ich jemals einen Überblick bekommen? Bald habe ich gemerkt, dass die meisten meiner Kommiliton:innen ebenfalls solche Phasen durchleben – und dass diese auch wieder vorbeigehen. Mein Freund Paul hat mir in einer dieser Krisen geraten, mich an die Geschichte vom Straßenfeger aus Momo von Michael Ende zu erinnern: Der Straßenfeger erklärt dort, dass es komplett überfordernd sein kann, auf eine ewig lange Straße vor sich zu blicken, die man fegen muss. Statt nur die ewig lange Straße und die Menge an Arbeit zu sehen und Angst zu bekommen, rät der Straßenfeger dazu, sich auf die einzelnen Besenstriche zu konzentrieren. Schritt für Schritt schaffe man so die Straße.

Für mich war das ein hilfreicher Ratschlag, denn die Therapieausbildung hält viele tolle Entwicklungen und Momente parat, die man bei all dem Druck und der Überforderung auch mal schnell aus den Augen verlieren kann. Die Verbindung mit anderen Kommiliton:innen in Intervisionen, Selbsterfahrung und im Wissensaustausch in Seminaren sind etwas ganz Besonderes. Die vielen verschiedenen Stationen sind abwechslungsreich und es wird auf jeden Fall nie langweilig! Wenn man sich darauf einlässt, kann man auch persönlich so viel aus den Reflexionen rund um die Ausbildung, aber vor allem auch aus den Beziehungen mit den Patient:innen mitnehmen. Ich habe zum Beispiel gemerkt, wie wenig Dinge, die andere sagen, wirklich persönlich gemeint sind. Oder dass wir für persönliches Wachstum Vertrauen und Sicherheit brauchen und Druck dabei vieles erschweren kann!

Es ist kein Wettstreit – gemeinsam seid ihr stärker

Vielleicht braucht man länger oder kürzer für einzelne Etappen der Ausbildung als die Anderen- und das ist okay so. Es hilft nicht, weiter am Gras zu ziehen, um es schneller wachsen zu lassen. Und manchmal passiert mitten in der Ausbildung… nun ja, eben auch das Leben! Manche meiner Kommiliton:innen haben während ihrer Ausbildung beschlossen, eine Familie zu gründen. Ich habe verschiedene Jobs ausprobiert und bin umgezogen. Die Ausbildung begleitet dich über mehrere Jahre, und in dieser Zeit muss dein Leben nicht stillstehen. Und da man nicht immer alles gleichzeitig angehen kann, ist es völlig in Ordnung, wenn du auf dich schaust und das Tempo auch mal anpasst.

In der Ausbildung ist man super beschäftigt und hat viele Baustellen auf einmal. Da kann es schnell passieren, dass man sich auch mal darin verliert und sehr sein eigenes Ding durchzieht. Gerade in der praktischen Ausbildung arbeitet man mehr für sich alleine, wenn man eigene Patient:innen betreut. Dabei ist es so hilfreich, sich mit anderen zu vernetzen und sich gegenseitig zu helfen. Gute Vertraute in der Ausbildung können eine unfassbar wichtige Stütze sein. Auch das private Umfeld einzuweihen und wichtige Menschen nah zu haben, kann sehr viel Halt geben. Ich kenne viele Kommiliton:innen, deren eigene Lebensthemen gerade über diese Zeit zum Tragen kamen: Man reflektiert sich viel und wird auch durch die Überforderung und Arbeit mit Patient:innen immer wieder mit sich selbst konfrontiert. Es ist okay, sich dabei Hilfe in der Selbsterfahrung oder bei Supervisor:innen zu suchen. Auch eine eigene Therapie zu machen, kann ein möglicher Weg - und super bereichernd für die eigene therapeutische Arbeit sein!

Besinnt euch auf euren Antrieb

Es ist so wichtig, sich daran zu erinnern, wofür man die Ausbildung eigentlich macht! Was gibt mir Sinn und die Motivation, durchzuhalten? Das kann für jede:n etwas ganz anderes sein. Zum Beispiel der Moment, in dem deine Patientin ihre ersten Schritte in ihr neues Leben wagt. Therapieren kann ein unfassbar vielseitiger und bereichernder Job sein. Das kann über so manche schwierige Phase hinweghelfen!

Für mich war es eine herausfordernde, abwechslungsreiche, aber auch sehr schöne Reise bis hierher. Es hat mir riesigen Spaß gemacht, euch an einigem davon teilhaben zu lassen. Dass nun das Ende naht, macht mich auch ein bisschen wehmütig. Für eure Ausbildung wünsche ich euch viel Kraft! Und vergesst nicht: Besenstrich für Besenstrich, mit viel Geduld und Freude an der Arbeit und der Unterstützung durch Kolleg:innen bin ich mir sicher, dass ihr diese Herausforderung außerordentlich meistern werdet!

Macht es gut!
Eure Mia

Tags: Mia für PiA
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