Video: Das ICH in der Kiste (am Beispiel generalisierter Angst)

Ein rigides Festhalten an unseren eigenen Zuschreibungen und Selbstbewertungen schränkt unsere Flexibilität extrem ein und verhindert nicht selten neue und korrigierende Erfahrungen. Doch es gibt einen Teil in uns, der unsere Bewertungen und Handlungsweisen wahrnimmt: unser »beobachtendes Selbst«. Von diesem Ort aus können wir unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen mit Abstand beobachten, ohne sie zu beeinflussen und ohne uns von ihnen steuern zu lassen. Dieses ICH ist unveränderlich, auch wenn es verschiedene Rollen einnehmen kann. Dieser Perspektivwechsel ermöglicht uns, flexibel nach unseren Zielen und Werten zu leben. Wie sehr unsere rigiden Vorstellungen über unser ICH uns lähmen und uns daran hindern, von unseren verfestigten Handlungsmustern abzuweichen, verdeutlicht Astrid Jung mit der Intervention »Das ICH in der Kiste«, die in abgewandelter Form erstmalig Rainer Sonntag vorgestellt hat. Die ACT-Therapeutin lässt die Patientin in die Kiste steigen, deren Wände ihre zahlreichen »Ich bin …«-Sätze bilden. Hier wird körperlich erfahrbar, wie es sich anfühlt, in einem engen Gedankengebäude festzustecken und es wird der Impuls verstärkt, auszusteigen. Müssen dafür die »Ich bin …«-Wände eingerissen werden? Nein, es reicht, einfach auszusteigen und sich die Kiste von außen anzuschauen. Hier entsteht Bewegungsfreiheit, die Patientin kann sich auf ihre Gedanken zu- und wegbewegen. Wie sie sich zu diesen »Ich bin …«-Sätzen positionieren möchte, entscheidet sie entsprechend ihrer Ziele und Werte. Damit löst sie sich von einem festgeschriebenen konzeptualisierten Selbst und wird selbst zum Kontext ihres Handelns, Fühlens und Denkens. Sie macht die Erfahrung, dass das Selbst in einen Prozess eintreten kann, in dem Bewegung möglich ist.