Metaphern sind ein beliebtes Werkzeug, allen voran der Akzeptanz- und Commitmenttherapie. Sie zeichnen ein einprägsames und lebendiges inneres Bild und ermöglichen die Aufmerksamkeit auf bisher wenig berücksichtigte Aspekte allzu vertrauter (und oft fest gefahrener) Situationen zu lenken. Sie verhelfen unseren Patient:innen negative Erfahrungen, Gefühle und Schmerz anzunehmen und Verhaltensweisen zu verfolgen, die mit den eigenen Werten übereinstimmen, um ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen. Eine der beliebtesten ACT-Metaphern ist jene von den Passagieren im Bus – wir zeigen Ihnen, wie diese im therapeutischen Kontext sinnvoll eingesetzt werden kann.
Anleitung für die Metapher des Busfahrers bzw. der Busfahrerin
Machen Sie Ihren Patienten (bzw. Ihre Patientin) mit der Busfahrer-Metapher vertraut. Erklären Sie ihm, dass man seine Rolle im Leben mit der eines Busfahrers vergleichen kann, der mit seinem Bus eine bestimmte Route abfährt. Der Bus hat eine Richtung und Ziele: die Haltestellen, an denen die Passagiere ein- und aussteigen können. Der Busfahrer hält das Steuer in der Hand und kann den Bus so lenken, dass er die Haltestellen erreicht. Über das Steuer hat er Kontrolle. Keine Kontrolle hat er hingegen darüber, welche Passagiere in den Bus einsteigen und wie diese sich verhalten. Es kann z. B. sein, dass unfreundliche, dunkle Gestalten einsteigen, die ihm alles andere als sympathisch sind. Und es kann sogar sein, dass diese Typen anfangen, ihn zu bedrängen: Sie kommen nach vorn, bauen sich neben ihm auf und verlangen von ihm, seine Richtung zu ändern. Er soll nicht geradeaus fahren, sondern links abbiegen. Möglicherweise geben sie vage Drohungen von sich: Wenn nicht, dann … Noch nie hat ein solcher Passagier einer Drohung irgendwelche Taten folgen lassen, aber man weiß ja nie … Tut der Busfahrer, wozu die finsteren Gestalten ihn auffordern, verziehen sie sich wieder in den hinteren Teil des Busses und der Fahrer hat seine Ruhe. Allerdings weicht er damit von seiner Route ab – mit allen Konsequenzen, die dies hat: Schulkinder kommen zu spät zur Schule, Angestellte nicht zur Arbeit, die Patientin im Krankenhaus wartet vergeblich auf den Besuch, der Busfahrer selbst kann nicht rechtzeitig Feierabend machen etc. Weigert er sich, den Aufforderungen der lästigen Fahrgäste zu folgen, bleiben sie vorn und bedrängen ihn weiter. Sie können recht hartnäckig sein.
Stellen Sie sicher, dass der Patient (bzw. die Patientin) die Elemente der Metapher richtig versteht: Die Passagiere stehen für Erlebnisweisen – Gedanken, Gefühle, Impulse, körperliche Empfindungen –, die sich bei lebendigen Menschen von Zeit zu Zeit einstellen. Über sie haben wir keine Kontrolle. Sie können sehr unangenehm sein (gefährlich oder schädlich sind sie nicht!) und uns auffordern, Dinge zu tun oder zu lassen. Auch über diese Aufforderungen haben wir keine Kontrolle, wohl aber haben wir die Wahl, ob wir ihnen Folge leisten wollen oder nicht. Wenn wir dies tun, kommt es kurzfristig dazu, dass die unangenehmen Erlebnisweisen rasch abklingen, langfristig jedoch ist die Konsequenz, dass wir Ziele verfehlen und von eingeschlagenen Richtungen, auf die wir Wert legen, abweichen.
Übertragen Sie die Busfahrermetapher auf ein zentrales Problem des Patienten (oder der Patientin). In welche Richtung ist er unterwegs, welche Route ist die, die ihn in diese Richtung weiterbringt? Welche Passagiere steigen in den Bus ein und welche Versuche unternehmen sie, ihn zu bedrängen? Wie reagiert er auf diese Versuche und welche Folgen hat dies? Wie könnte eine Alternative aussehen? Ist er bereit, alle Passagiere einsteigen zu lassen und zu akzeptieren, dass sie sich so verhalten, wie sie das tun, und dabei alle seine Bemühungen darauf zu richten, seine Route einzuhalten – die Route seiner Werte und Ziele?