Giftsätze? Abstempeln! – Impulse für mehr Kreativität in der Schematherapie

Geht es Ihnen manchmal auch so, dass Ihnen Ideen für die Therapie mit Ihren Patient:innen fehlen oder dass die Therapie auf einer kognitiven Ebene stagniert? In diesem Blogbeitrag möchte ich Ihnen drei kreative Übungen aus der Schematherapie vorstellen, um mehr »Pepp« in die Therapie zu bringen und einen tieferen, v.a. emotionaleren, Zugang des/der Patient:in zu seinen/ihren Modi herzustellen. Ganz nebenbei machen die Übungen auch noch Spaß und sorgen für Abwechslung in unserem therapeutischen Alltag. Die Übungen können sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting eingesetzt werden und bieten daher auch für die Leitung von Therapiegruppen hilfreiche und neue, kreative Impulse.

Warum kreative Methoden die Therapie bereichern

Allen kreativen Techniken ist gemein, dass sie darauf fokussieren, dass Patient:innen während der Übung ins Fühlen kommen. Die Übungen führen dazu, dass Patient:innen im Hier und Jetzt Verbindung zu ihren Gefühlen, Gedanken, Körperreaktionen und Verhaltensimpulsen aufbauen, diese anschließend bewusst wahrnehmen und mit Ihnen zusammen reflektieren können. Oft verhelfen die kreativen Übungen bzw. der Einsatz der unterschiedlichen Materialien dazu, dass Patient:innen überhaupt über gewisse Themen, Gefühle, Gedanken etc. reden können – d. h. die Übungen ermöglichen Ihnen, einen schnelleren Zugang zur Innenwelt der Patient:innen zu finden, um ihnen schneller und effektiver helfen zu können. Gerade die Arbeit mit kreativem Material, Metaphern/Geschichten, phantasievollen Imaginationen, Repräsentanten, etc. wird als sehr hilfreich, »therapiebelebend/erfrischend« und unterstützend von den Patient:innen erlebt. Durch die »erlebbaren« Elemente wird die schematherapeutische Arbeit erleichtert und Patient:innen erhalten eindrucksvolle Aha-Erlebnisse, die noch lange wirken und auch noch lange im Gedächtnis bleiben.

Drei meiner liebsten kreativen Übungen

Kreativübung 1: Elternmodi abstempeln

Es wird eine Hitliste der häufigsten Elternmodi-Sätze erstellt. Anschließend bekommt der/die Patient:in ein Set mit Stempeln zur Verfügung gestellt, z.B. »Stimmt nicht«, » Abgelehnt!«, »Toxisch«. Der Spieß wird nun umgedreht und der/die Patient:in darf nach Herzenslust die Sätze abstempeln. Anschließend wird das Ergebnis reflektiert und es werden hilfreiche Gegensätze aus dem gesunden Erwachsenenmodus zusammen erarbeitet, die die »Giftsätze« der Elternmodi im Alltag ersetzen sollen. Ziel der Kreativübung ist es, fiese und überfordernde Elternmodi zu entmachten und den gesunden Erwachsenenmodus der Patient:innen stärken.

Kreativübung 2: Wendepuppen einsetzen

Es handelt sich um eine tolle Impact-Technik, die bei den Patient:innen »hängen« bleibt. Benötigt wird eine sogenannte Wendepuppe, die durch einen einfachen Handgriff umgestülpt werden kann. Nach dem Motto, dass jeder »mal so und mal so ist«, kann die Puppe dann, z.B. während Sie eine Geschichte erzählen, gewendet werden und sorgt für ein erstauntes Gesicht bei den Patient:innen. Diese Übung eignet sich v.a. als Psychoedukation und Einstieg in das Modusmodell der Schematherapie hervorragend.

Kreativübung 3: Happy-Child-Box basteln

Um das glückliche Kind in und außerhalb der Therapiesitzung zu fördern, wird eine Happy-Child-Box angefertigt. Dazu darf der/die Patient:in im ersten Schritt eine Box (z.B. Karton, Geschenkschachtel, Holzbox) mit Ausschnitten aus Zeitungen, Zeitschriften, Fotos, Stickern und sonstigem Material bekleben und beschriften. Im zweiten Schritt wird die Box mit Sachen gefüllt, die den glücklichen Kindmodus stimulieren, z. B. einem lustigen Film auf DVD, fröhliche Musik auf CD/USB-Stick, ein Stück Schokolade, dem Lieblingstee, ein Kuscheltier etc. Im Alltag darf sich der/die Patient:in dann nach Lust und Laune aus der Box bedienen, um sein/ihr glückliches Kind zu stärken.

Ich hoffe, dass die drei vorgestellten Übungen Ihnen gefallen und ermutige Sie, diese auch einmal in Ihren Therapien mit Ihren Patient:innen auszuprobieren. Der Impact der Techniken ist wirklich sehr beeindruckend – nicht nur auf Patient:innenseite. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit den Kreativübungen und freue mich gern über Feedback in den Kommentaren. 

Der Autor

Christian Ferreira de Vasconcellos, Dipl.-Psych., ist Psychologischer Psychotherapeut (Schwerpunkt Verhaltenstherapie) mit eigener Praxis in Frankfurt a.M. Er ist zertifizierter Schematherapeut, Supervisor und Dozent für Schematherapie in den Bereichen Erwachsene, Kinder/Jugendliche/Eltern,  und Gruppen. Er leitet das Institut für Schematherapie Rhein Main: www.Schematherapie-Rhein-Main.de.Bei Beltz hat er 2022 das Kartenprodukt »Kreative Materialien und Techniken in der Schematherapie« veröffentlicht.

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