Kraft der Exposition: Behandlung von Angststörungen im Kindes- und Jugendalter

Angst kennt jeder, zudem ist sie sinnvoll, hilfreich und überlebensnotwendig. Zuviel Angst kann jedoch unsicher, hilflos und traurig machen. Zudem leidet häufig nicht nur das Kind darunter, sondern die ganze Familie. Es gibt verschiedene Angststörungen und diese kommen bei Kindern und Jugendlichen häufig vor. Ängste können jedoch gut behandelt werden. Zur Unterstützung einer wirksamen Behandlung durch Exposition können verschiedene Materialien eingesetzt werden. Diese machen die einzelnen Behandlungsschritte anschaulich, verständlich und nachvollziehbar. Zudem macht das Kind dadurch die Erfahrung, dass es mit seiner Angst nicht alleine ist und sie zu bewältigen ist.

Neue Lernerfahrungen durch wiederholte Expositionsübungen

In der Behandlung von Angststörungen sollen Kinder und Jugendliche neue Erfahrungen sammeln. Einerseits sollen sie lernen, dass sie ihre Angst bewältigen können und andererseits, dass ihre Befürchtungen nicht eintreten. Diese Lernerfahrungen machen sie durch wiederholte Expositionsübungen, die in der Therapie und zu Hause durchgeführt werden sollten und für die Wirksamkeit der Therapie entscheidend sind.

Expositionen können in unterschiedlichen Formen wie Expositionen in vivo (Exposition mit konkreten angstauslösenden Situationen oder Objekten), Expositionen in sensu (Expositionen in der Imagination) oder interozeptive Expositionen (Expositionen mit internalen körperlichen Symptomen) sowie verschiedenen Intensitäten (graduell, massiert) durchgeführt werden. Wann immer möglich, sind Expositionen in vivo vorzuziehen. Ziel der Exposition ist das Erleben von Erfahrungen, dass gefürchtete Situationen oder Objekte ohne Vermeidungs- oder Sicherheitsverhalten ertragen werden können, ohne dass die antizipierten Befürchtungen eintreten.

Sinnvolle Fragen zur Festigung der Lernerfahrungen

Folgende Fragen sind nach der Durchführung einer Expositionsübung in der Nachbesprechung entscheidend, um auf Erwartungsverletzungen aufmerksam zu machen und damit sich die neuen Lernerfahrungen einprägen:

  1. Wie viel Angst hatte ich vor, während und nach der Übung? 0-100%
  2. Ist meine Befürchtung eingetreten?
  3. Wie weiß ich, dass dies nicht passiert ist?
  4. Was habe ich gelernt?
  5. Wie sehr glaube ich, dass meine Befürchtung beim nächsten Mal eintreten wird?

Hilfreiche Ergänzungen zu den Expositionen

  • Unterstützen können Sie die Kinder in der Therapie, indem Sie sie zu Angstexperten und -expertinnen machen, ihre Selbstwirksamkeit stärken, z.B. mit »Du schaffst das!« und ihnen zutrauen, dass sie ihre Angst bewältigen können.
  • Zur Optimierung von Expositionen sollten Sicherheitssignale oder -verhalten zuerst schrittweise und dann komplett entfernt werden.
  • Eine weitere Strategie zur Verbesserung der Wirkungsweise ist das Einführen von Erinnerungs- oder Hinweisreizen. Dies können Mutmach-Karten oder Bilder sein, die das Kind an positive Lernerfahrungen während der Expositionsübungen erinnern.
  • Eine dritte Möglichkeit ist, dass Expositionsübungen mit verschiedenen Stimuli und in multiplen Kontexten durchgeführt werden.

Die Autor:innen


Prof. Dr. Tina In-Albon ist Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, RPTU, und Leiterin der Landauer Psychotherapie-Ambulanz für Kinder und Jugendliche und des Landauer Studiengangs zur Ausbildung in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.

Johannes Traub, Dipl.-Psych., ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut in eigener Praxis in Karlsruhe, Supervisor und Dozent.

2024 ist von den Autor:innen die 2. Auflage des Therapie-Tools-Bandes »Angststörungen im Kindes- und Jugendalter« erschienen.

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