Mia für PiA: Studienstart und Zukunftsvisionen – Eine folgenreiche Entscheidung

Eine Psychotherapieausbildung ist ganz schön aufregend! Eine Menge erster Eindrücke und neuer Herausforderungen stehen bevor. Im neuen psychotherapie.tools-PiA-Blog nimmt Mia euch mit in ihren Alltag als Psychotherapeutin in Ausbildung. 

Hey! Willkommen beim PiA-Blog – schön, dass ihr hier seid! Ich bin Mia, 29 Jahre alt und angehende Psychotherapeutin. Neben meiner Ausbildung arbeite ich im Stiftungswesen, doziere und kläre über psychische Störungen auf. Sonst findet man mich in der Rollschuh-Disco oder auch beim Wandern im Moor. Für den neuen Blog nehme ich euch mit in meinen Alltag voller Abenteuer als Psychotherapeutin in Ausbildung. Es wird herausfordernd, emotional und auf jeden Fall spannend! Ich freue mich riesig darauf, euch an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Also, legt das Klemmbrett aus der Hand und begleitet mich … erst einmal ziemlich weit zurück: Ins Jahr 2016, an einen ganz normalen, grauen Tag wie jeder andere an meiner ehemaligen Uni.

Orientierungsveranstaltungen und (mangelnde) Zukunftsperspektiven

Eigentlich wäre ich heute am liebsten zu Hause geblieben, denn draußen ist es grau und der Blick aus dem Mensafenster ziemlich trübselig. Ich schlürfe mufflig an meinem Automatenkaffee. Leider habe ich niemanden gefunden, der mit mir einen gemütlichen Kaffeeklatsch hätte halten können, denn meine Freund:innen wollen alle unbedingt zur »Orientierungsveranstaltung«. Ich selbst würde mich zurzeit eher als »orientierungslos« bezeichnen. Ich finde Psychologie studieren zwar spannend und habe endlich das Gefühl etwas gefunden zu haben, was mich wirklich langfristig interessiert. Wohin ich damit will, ist mir aber ehrlich gesagt noch völlig unklar. Ich könnte an der Uni arbeiten, das probiere ich auch schon eine Weile als studentische Hilfskraft aus. Eigentlich macht das schon Spaß, sich in ein Thema einzufuchsen. Nicht nur den aktuellen Stand der Forschung zu kennen, sondern sich auch eigene Gedanken machen zu dürfen und Studien mitzukonzipieren. Nur sehe ich in meiner Forschungsgruppe auch Doktorand:innen, die ganz schön zu kämpfen haben. Bei denen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz zu Zeitdruck führt und Anschlussfinanzierungen nicht gelingen. Mir scheint das etwas zu riskant, um meine Zukunftsplanung komplett darauf auszurichten. 

So viele Möglichkeiten, aber alles nicht ganz meins

Ich habe mich über einige psychologische Masterstudiengänge informiert. So ganz allgemein scheint es eher forschungsorientierte Masterstudiengänge zu geben, mit verschiedenen thematischen Ausrichtungen wie Entwicklungspsychologie oder Neurowissenschaften. Dann gibt es einige Studiengänge in Richtung Arbeits- und Organisationspsychologie. Da, so habe ich gelesen und von anderen gehört, soll man richtig gut bezahlt werden. Irgendwie muss ich dabei jedoch immer an Assessment Center und Anzugzweiteiler denken. Nicht ganz so meins. Dann gibt es natürlich noch die klinischen Masterstudiengänge. Ich habe bereits ein klinisches Praktikum hinter mir, in der Forensik, das fand ich allerdings eher abschreckend. Eigentlich stelle ich mir Täterprofile analysieren und Resozialisierungsansätze verbessern nicht nur interessant, sondern auch sehr sinnvoll vor. In der Realität sah die Forensik für mich aber ganz anders aus: Fast zwei Monate mitten im Winter in einem Büro mit Gitterstäben vor den Fenstern und einem Berg an Akten vor mir, aus denen ich Informationen für Intelligenztestungen der Patient:innen sammeln sollte. In diesen Akten befand sich auch Beweismaterial aus den gerichtlichen Verhandlungen. Abends zu Hause in meinem Bett fiel es mir dann schwer, diese teilweise sehr verstörenden Bilder wieder aus meinem Kopf zu bekommen. Ich hatte kaum Ansprechpartner:innen, die mir hätten helfen können, diese belastenden Materialien einzuordnen. Eine ganz schön belastende Zeit. In Zukunft werde ich schon bei Vorstellungsgesprächen viel konkreter fragen, wie genau mein Praktikums- oder späterer Arbeitsalltag aussehen wird. Damals, mit meiner wenigen Erfahrung, war mir das aber natürlich noch nicht klar.

Gedankenversunken gucke ich auf mein Handy. Mist! Schon zehn Minuten zu spät! Das ist mal wieder typisch für mich. Zu spät dran – für die Uni und das Leben. Ich sprinte im Laufschritt los. Die Veranstaltung ist schon in vollem Gange. »Und wenn Sie sich dann also entscheiden, Geld verdienen zu wollen, sollten Sie sich auf jeden Fall auch für ein Masterstudium entscheiden!« – ein etwas zurückhaltendes, teilweise nervöses Lachen tönt aus dem Vorlesungsraum. Ah gut, ich habe nur die Übersichtsfolien über die möglichen Psychologie Masterstudiengänge verpasst. »Nun möchte ich Ihnen noch einmal Ihre klinischen Perspektiven aufzeigen«, fährt der Dozent fort. Vorne erscheint eine Folie mit verschiedenen Kliniktypen »Psychosomatik, Psychiatrie, Ambulanzen …« Die Rollen von Psycholog:innen in den verschiedenen Kliniken und Therapiesettings werden erläutert. Ich hatte mir eigentlich wirklich vorgenommen, die Veranstaltung einfach abzusitzen. Plötzlich merke ich aber, wie meine Aufmerksamkeit an den Folien klebt. Ich kann mich praktisch gar nicht dagegen wehren. 

Mehr als nur ein Bauchgefühl: Das will ich machen

Ich bin überrascht. Die Kliniken auf dem Bild haben erstens keine Gitterstäbe vor den Fenstern und sehen eigentlich ganz nett aus. Außerdem scheint es noch andere Tätigkeiten als Aktenstudien und Intelligenztestungen zu geben. Mein Staunen nimmt mit den nächsten Folien immer mehr zu. Ich kann förmlich hören, wie es »klick« in meinem Kopf macht und die ganzen Stichpunkte aus der klinischen Vorlesung, die ich mir als leere Wissenhülsen für die Multiple Choice Klausur eingetrichtert habe, plötzlich Farbe annehmen. Klinische Symptombilder an den konkreten Problemen von Patient:innen erkennen? Mega spannend! So anstrengend es war, Diagnosekriterien auswendig zu lernen, umso faszinierender stelle ich es mir vor, diese an konkreten menschlichen Problemen zu entdecken. Zu verstehen, warum Kliniker:innen mit den bisherigen Konzepten vielleicht an die Grenzen der Beschreibbarkeit von klinischen Störungen kommen. Vielleicht sogar selber mithelfen, psychische Störungen noch besser abbildbar zu machen? Könnte ich mir gut vorstellen! Einzeltherapien durchführen und dabei Menschen anleiten, ihre Ziele zu erreichen? Finde ich so wichtig! Außerdem bin ich einfach ehrlich daran interessiert, zu verstehen, warum Menschen so denken und handeln, wie sie es tun. Ich weiß allerdings bisher noch kaum etwas darüber, was in einer Therapie eigentlich konkret passiert. Auch darüber würde ich gerne viel mehr wissen! Schließlich wird die Möglichkeit vorgestellt, in einer eigenen Praxis zu therapieren. Was für eine Traumvorstellung! Vor meinem inneren Auge sehe ich mich plötzlich in meiner ganz eigenen Praxis, die Einrichtung nimmt sogar schon förmlich Gestalt an. Ich spüre innerlich - als wäre es jetzt schon soweit - eine aufgeregte Erwartung auf meine eigenen Patient:innen in mir aufsteigen und bin ein bisschen überrascht von mir selbst. Denn mir wird plötzlich klar: »Das will ich machen!«. 

Wie soll ich das nur alles schaffen? 

Die nächsten Folien sind ernüchternd. Um die Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin absolvieren zu können, muss man einen klinischen Master machen. Oder zumindest einen Master mit einer bestimmten Anzahl an klinischen Modulpunkten. Die Masterplätze sind heiß umkämpft. Eine Übersicht mit den Zulassungskriterien für den klinischen Master ploppt auf. Ich erfülle vielleicht ein Drittel. Panik steigt in mir auf. Nächste Folie: Kosten einer Psychotherapieausbildung. Die Ziffern drehen mir den Magen um. Woher soll man so eine hohe Summe nehmen? Dauer einer Psychotherapieausbildung: nochmal 4-6 Jahre! Das wäre ja nochmal so lang wie ein komplettes Bachelor- UND Masterstudium! Mein Kopf wird heiß. Warum habe ich mich jetzt erst damit beschäftigt? Ich habe doch gefühlt gerade erst mein Studium begonnen und nun soll ich schon solche wegweisenden Entscheidungen treffen? Wie soll ich das nur alles schaffen? Ist es jetzt schon zu spät für mich? 

Das Ziel vor Augen: Challenge accepted! 

Als die Veranstaltung vorbei ist und alle versammelt vor dem Gebäude stehen und wild durcheinander diskutieren merke ich, dass ich bereits einen Entschluss gefasst habe. Mit der alten Mia, die ohne Ziel und Orientierung ihren Kaffee in der Mensa schlürft, hat die neue Mia nichts mehr gemeinsam! Ja, ich habe all die auf mich zukommenden Herausforderungen gesehen und damit hat sich eine unangenehme Sorge in mir breit gemacht, die mich auch noch länger begleiten wird. Und trotzdem – und dieses Gefühl ist viel stärker als meine Sorgen: Challenge accepted! Ich möchte Psychotherapeutin werden!

Tags: Mia für PiA
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