Von Freude bis Wut: Mit Spielen die Vielfalt der Gefühle entdecken

Die Welt der Kinder ist geprägt von einer Vielzahl von Gefühlen – von Freude über Trauer bis hin zu Wut und Überraschung. Das Verstehen und Erkennen dieser Gefühle ist ein entscheidender Schritt in der emotionalen Entwicklung von Kindern. Ein unterhaltsamer und lehrreicher Ansatz, um diese Fähigkeiten zu fördern, ist die therapeutische Arbeit mit Spielen.

Meine 3 Favoriten-Spiele

  • Gefühle-Twins. Worum geht es hier? Das Gefühle-Twins-Kartenspiel besteht aus einer Reihe quadratischer Karten mit jeweils acht verschiedenen emotionalen Gesichtsausdrücken. Jede Karte zeigt verschiedene Gefühle wie z.B. Traurigkeit, Wut, Überraschung und Angst. Jeder Gesichtsausdruck ist eindeutig und gut erkennbar dargestellt, um eine klare Identifikation zu ermöglichen. Jede Karte hat genau einen Gesichtsausdruck, den sie mit jeder anderen Karte im Stapel gemeinsam hat. Die Spieler müssen so schnell wie möglich das passende Symbol auf ihrer eigenen Karte finden und es benennen. 


  • Gefühle-Memo. Memos gehören zu den Klassikern unter den Kinderspielen und trainieren nicht nur das Gedächtnis, sondern können auch therapeutisch eingesetzt werden. Das Gefühle-Memo verfügt über paarweise Karten, die eine große Bandbreite von Gefühlen kindgerecht darstellen – von fröhlich, verliebt und stolz bis hin zu ängstlich, traurig und wütend – und das alles in einem kinderfreundlichen Design. Das Memo erlaubt einen spielerischen Zugang zur Gefühlewelt. Zugleich trainiert es Konzentration, Gedächtnis und optisches Wahrnehmungsvermögen und fördert die Begriffsbildung durch die sprachliche Einordnung der Gefühle während der Nutzung. 


  • Gefühle-Monster-Mix. Was macht deine Angst denn für ein Gesicht? Welchen Hut würdest du deinem Problem aufsetzen? Und welche Füße passen zu dieser fiesen Traurigkeit? Das Spiel Gefühle-Monster-Mix bietet eine Möglichkeit, belastende Gefühle und Gedanken auf spielerische Weise nach außen zu bringen. Indem vier Karten kombiniert werden, entsteht eine Figur wie zum Beispiel ein »Wutmonster« oder »meine Angst«. Das entstandene Monster kann therapeutisch besprochen und Schritt für Schritt verändert werden. Zum Beispiel kann die Wutmonster-Rüstung durch das Hinzufügen einer anderen Karte in ein Regenbogen-T-Shirt verwandelt werden.

Was ist das Besondere bei der Emotionsarbeit mit Spielen?

Die Spiele mit ihren Illustrationen verschiedener Gefühlszustände verfolgen gleich mehrere Ziele:

  • Aufmerksamkeit fördern. Die kleinen Patient:innen müssen im Spiel ihre Aufmerksamkeit auf die Details der Illustrationen und damit auf die jeweils dargestellten Emotionen richten, um dann z.B. schnell reagieren zu können (z.B. bei den Gefühle-Twins).
  • Identifikation von Gefühlen stärken. Durch das Spiel werden die Kinder angeregt, verschiedene Gefühle zu erkennen und zu benennen. Sie lernen, feine Unterschiede zwischen verschiedenen Gesichtsausdrücken zu identifizieren.
  • Soziale Interaktion üben. Die Spiele fördern die soziale Interaktion, da Patient:in und Therapeut:in miteinander kommunizieren und im Spiel gegeneinander antreten.
  • Spaß in der Therapie. Neben den »lehrreichen« Aspekten bieten die Spiele auch viel Spaß und Unterhaltung für schon ganz junge Patient:innen. Die Schnelligkeit und Dynamik, z.B. bei den Gefühle-Twins, sorgt für Spannung und Begeisterung bei allen Beteiligten, und die lustigen Kreaturen, die beim Gefühle-Monster-Mix entstehen, lassen mitunter schmunzeln und Distanz zu den eigenen Problemen gewinnen. Im besten Fall trägt der unterhaltsame Charakter der Spiele auch dazu bei, Stress abzubauen und das Wohlbefinden im therapeutischen Kontext zu fördern.
  • Selbstreflexion und Selbstbewusstsein stärken. Durch die Identifizierung und Reflexion über verschiedene Gefühle im Spiel werden Kinder angeregt, auch über ihre eigene Gefühlswelt nachzudenken. Sie können dazu angeregt werden, darüber zu sprechen, welche Emotionen sie in bestimmten Situationen empfinden und wie sie darauf reagieren. Dies fördert ihr Selbstbewusstsein und ihre Fähigkeit, sich selbst zu regulieren und angemessen auf ihre eigenen Emotionen zu reagieren.
  • Empathie fördern. Durch die Spiele lernen die Kinder, Gefühle bei anderen anhand des mimischen oder gestischen Ausdrucks zu erkennen. Dadurch wird ihre Empathiefähigkeit gestärkt und sie können sensibler auf die Bedürfnisse und Gefühle anderer reagieren. Eine wichtige Fähigkeit, um soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

Mein Fazit

Die Arbeit mit diesen Spielen bietet also eine Vielzahl von Vorteilen für die emotionale Entwicklung von Kindern – allesamt wichtige Fähigkeiten, die ihnen ein Leben lang von Nutzen sein werden. Indem Kinder frühzeitig lernen, ihre eigenen Gefühle zu erkennen und zu verstehen, wird der Grundstein für eine gesunde emotionale Entwicklung gelegt. Diese Fähigkeiten helfen, resilienter gegenüber Stress und psychischen Belastungen zu werden. In diesem Sinne möchte ich Sie ermutigen, spielerische Aktivitäten in ihren Therapiealltag zu integrieren. Es ist wichtig, dass wir alle das Potential solcher Spiele erkennen und sie als Teil der therapeutischen Repertoires etablieren.

Die Autorin 


Monique Vercoulen wurde 1974 in Köln als Niederländerin geboren. Sie ist Dipl.-Sozialarbeiterin und Traumazentrierte Fachberaterin sowie Traumapädagogin. Sie arbeitet seit 25 Jahren in der ambulanten aufsuchenden Jugendhilfe. In ihrer Freizeit entwickelt sie leidenschaftlich gerne neue Methoden und Ideen für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und deren Eltern, um durch »Erleben« neue Interaktions- und Handlungsalternativen zu (er)spüren und so das Miteinander zu erleichtern. Bei Beltz hat sie das Kartenset »Positive und negative Glaubenssätze. 80 Grundüberzeugungen für den Einsatz in Therapie und Beratung« und 2024 das Spiel »Gefühle-Twins« veröffentlicht.