Trauer ist ein notwendiger Prozess, der Betroffenen hilft, den Verlust zu bewältigen und sich auf ein neues Leben ohne den Verstorbenen einzustellen. Ein Prozess, der seine Zeit braucht. Hilfreich kann hier in Beratung und Therapie sein, die (intensiven) Reaktionen nach dem Verlust zu normalisieren, denn viele Trauernde können die intensiven Gefühle und körperlichen Reaktionen, die mit dem Tod einer nahestehenden Person einhergehen, oft nicht richtig einordnen, und es fehlt ihnen das Wissen, welche Reaktionen noch in einem angemessenen Bereich liegen. Die Normalisierung ihrer Symptome durch das erlangte Wissen kann die Trauernden entlasten und kann ihnen die Zuversicht vermitteln, dass sich ihr Zustand im Rahmen des Trauerprozesses verbessert.
Psychoedukation: Was ist eine normale Trauer?
Der Verlust eines nahestehenden Menschen kann jeden jederzeit treffen und wird häufig als eine erschütternde Erfahrung erlebt. Insbesondere in den ersten Wochen und Monaten nach dem Ereignis können die Trauerreaktionen sehr intensiv und schmerzhaft sein – so intensiv, dass Trauernde das Gefühl haben, die Trauer kaum aushalten zu können. Im Folgenden werden typische Reaktionen aufgeführt, die alle in einem normalen Trauerprozess mit unterschiedlicher Intensität vorkommen können.
- Schockerleben: Die anfängliche Reaktion auf einen Verlust drückt sich häufig durch ein Schockerleben und ein Nicht-Wahrhaben-Wollen aus. Gedanken, wie bspw. »Mein Kind ist nicht tot.« oder »Mein Mann kommt gleich nach Hause.« treten in den ersten Monaten häufig auf.
- Trennungsschmerz: Ein weiteres typisches Merkmal der Trauer ist der Trennungsschmerz. Dieser gehört zu den intensivsten Trauerreaktionen und wird nicht nur psychisch, sondern auch körperlich von den Trauernden erlebt. Der Trennungsschmerz wird von einer starken Sehnsucht nach der verstorbenen Person begleitet. Dies drückt sich auch durch ein Suchen nach der verstorbenen Person und einem starken Wunsch der Wiedervereinigung mit dem verstorbenen Menschen aus.
- Traurigkeit: Traurigkeit nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen äußert sich allem voran durch Niedergeschlagenheit und dem Gefühl einsam zu sein. Die Zukunft ohne die verstorbene Person erscheint ohne Perspektive.
- Schwierigkeiten, ein normales Leben zu führen: Nach dem Tod einer nahestehenden Person hört für die Trauernden oft die Welt auf, sich zu drehen. Während für ihr soziales Umfeld das normale Leben weitergeht, zieht sich der trauernde Mensch zurück von sozialen und beruflichen Aktivitäten.
- Akzeptanz: Insbesondere in den ersten Monaten fällt es Trauernden schwer, den Tod zu akzeptieren. Bei einem normalen Trauerverlauf kann es bis zu einem Jahr dauern, bis Menschen den Verlust tatsächlich annehmen und akzeptieren können.
Intensive Trauerreaktionen sind ein normales Erleben nach dem Tod einer nahestehenden Person. Abhängig von der Art des Verlusts und der Beziehung zur verstorbenen Person kann die Trauer von den Betroffenen sehr unterschiedlich erlebt werden. Im Laufe der Monate und Jahre nimmt die Intensität der Trauerreaktion ab und der Verlust kann in das Leben der Hinterbliebenen integriert werden, ohne dass sie ständig diese intensiven Gefühle durchleben müssen. Der verstorbene Mensch erhält einen Platz im Leben der Hinterbliebenen.