Video: Psychodynamische Psychotherapie: Erarbeitung eines psychosomatischen Krankheitskonzeptes
Ein 40-jähriger Mann kommt zum ambulanten psychotherapeutischen Erstgespräch mit der Verdachtsdiagnose einer autonomen somatoformen Störung des kardiovaskulären Systems. Der Patient hat bisher noch nie Kontakt mit Psychotherapie gehabt und verhält sich abwehrend und tut sich schwer, eine psychosomatische Sicht auf seine Beschwerden einzunehmen. Im Verlauf des Gespräches zeigt sich, wie wenig Zugang er zu seinem inneren Erleben hat und dadurch auch kaum in der Lage ist, seine Beschwerden in einen psychischen und psychosozialen Kontext zu stellen. Die von der Therapeutin formulierte Hypothese, dass ein Zusammenhang mit seinem Vater, der mit Ende 30 an einem Herzinfarkt verstorben ist, naheliegt, muss er zunächst weit von sich weisen.
Das Rollenspiel soll ein therapeutisches Vorgehen verdeutlichen, das einerseits die Beschwerdeklage des Patienten interessiert annimmt und die Widerstände des Patienten respektiert, andererseits aber auch konfrontative und deutende Interventionen nutzt, um das somatisch geprägte Krankheitskonzept des Patienten in ein psychosomatisches zu verändern. Die therapeutische Haltung ist durch die Aufrechterhaltung einer elastischen Balance zwischen Nähe und Distanz gekennzeichnet. Die durch die Kontrollbestrebungen abgewehrten Ängste vor Kontrollverlust des Patienten werden sorgfältig beachtet und durch psychoedukative Interventionen gemildert.
Ablauf der Szene: 1. Anmoderation, 2. Sitzungsausschnitt (01:40), 3. Kommentar (12:53)