Video-Playlist: Krisenintervention und Suizidalität
Allein in Deutschland sterben pro Jahr circa 10.000 Menschen durch Suizid. Ein Großteil der Suizide wird dabei im Kontext psychischer Erkrankungen vollzogen – und die Auseinandersetzung mit Suizidgedanken und Suizidversuchen ist ein häufiges Thema therapeutischen Handelns. Dabei herrscht aufgrund der mit der Situation einhergehenden Verantwortung bei vielen Psychotherapeut:innen und PiAs Unsicherheit, wie mit suizidalen Patient:innen umzugehen ist. In diesen Lehrvideos demonstrieren Tobias Teismann, Anja Gysin-Maillart, Christoph Koban und Wolfram Dorrmann zentrale Strategien des therapeutischen Umgangs mit Suizidalität. Gezeigt wird die Krisenintervention bei Suizidalität, die die Einschätzung der Absprachefähigkeit des Patienten umfasst (orientiert an Teismann & Dorrmann, 2014). Abhängig davon, ob diese gegeben ist, werden weitere Vorgehensweisen notwendig und hier demonstriert – bis hin zur stationären Einweisung. Bei gegebener Absprachefähigkeit sind Selbstkontrollstrategien sinnvoll, z.B. ein Notfallplan und ein Antisuizidvertrag. Dargestellt werden auch die Behandlungsbausteine des »Attempted Suicide Short Intervention Program« (ASSIP), einer Kurztherapie, die von Gysin-Maillart und Michel (2013) speziell zur Behandlung nach einem Suizidversuch entwickelt wurde und sich als hocheffektiv erwiesen hat. Das Interventionsprogramm umfasst insgesamt drei bis vier Sitzungen und zielt darauf ab, die Hintergründe der suizidalen Krise zu klären und Maßnahmen zur Vorbeugung zu erarbeiten. ASSIP wird dabei immer flankierend zu einem regulär laufenden Behandlungsangebot (ambulant, teilstationär oder stationär) durchgeführt.
Inhalt: Risikoabschätzung: Distanzierung/Absprachefähigkeit gegeben – Risikoabschätzung: Distanzierung/Absprachefähigkeit unklar – Ambivalenzbearbeitung in der Contemplation Phase – Ambivalenzbearbeitung in der Precontemplation Phase – Zugang zu letalen Mitteln begrenzen – Notfallplan – Antisuizidvertrag – Disputation der Annahme, eine Last für andere zu sein – Vorbereitung einer stationären Einweisung – Therapie nach einem Suizidversuch: Attempted Suicide Short Intervention Programm (ASSIP): Narratives Interview – ASSIP: Video-Playback – ASSIP: Arbeit an Mustern und Handlungsstrategien – ASSIP: Mini-Exposition
Literatur:
Dorrmann, W. (2005). Pro und Contra von Verträgen bei Patienten in akuten suizidalen Krisen. Verhaltenstherapie, 15, 39–46.
Gysin-Maillart, A. & Michel, K. (2013). Kurztherapie nach Suizidversuch. ASSIP – Attempted Suicide Short Intervention Program. Bern: Huber. PLOS Medicine, 13; e1001968.
Prochaska, J.O. & DiClemente, C.C. (1983). Stages and process of self-change in smoking: Toward an integrative model of change. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 5, 390–395.
Teismann, T. & Dorrmann, W. (2014). Suizidalität. Göttingen: Hogrefe.
Teismann, T., Koban, C., Illes, F. & Oermann, A. (2016). Psychotherapie suizidaler Patienten. Göttingen: Hogrefe.